Zunächst ist eines festzustellen: Jesus von Nazareth ist den Tod eines Aufrührers gestorben, es war ein Tod, der seine Jünger und Jüngerinnen ratlos und verzweifelt gemacht hat. Jesus wurde von den Römern als Aufrührer irrtümlich gehalten und starb deshalb den Tod eines politischen Verbrechers am Kreuz.
„Wir hielten ihn aber für den, der Israel befreien würde“ (Emmaus-Jünger)
Der sinnlose Tod muss doch einen Sinn gehabt haben. So macht sich seine Anhänger auf verzweifelte Weise auf Sinnsuche und wurden in ihren Heiligen Schriften fündig:
a) „Musste nicht der Messias/der Christus leiden?“ Sie stießen auf den leidenden Gottesknecht in der Jesajatradition und sahen Jesus als leidenden Propheten, der wie andere Propheten auch konsequent seinen Weg bis in den Tod gegangen ist.
Weitere Denkmodelle, auf die die Jesusanhänger auf der Suche nach Sinn eines sinnlosen Todes gestoßen sind (die Aufzählung ist nicht erschöpfend):
b) Die Freundesliebe: Jesus im Johannesevangelium: Nichts ist größer als dass einer für seine Freunde stirbt.
c) Der Loskauf aus der Sklaverei
d) Stellvertretung (z.B. Jesus anstelle von Barabbas)
e) Versöhnung mit Gott: Lasst euch versöhnen mit Gott!
f) Jesus als Opfer in Analogie zum Tempelkult, den es damals noch gegeben hat
g) das Passalamm aus der Passalammtradition: Ein Motiv der Befreiung aus der Sklaverei Ägyptens
h) bis hin zur Formulierung „für uns gestorben“.
Aber was heißt „für uns gestorben“? Welche Bedeutung kann Jesu Tod am Kreuz nach 2000 Jahre noch haben?
Diese Frage muss jeder für sich selber beantworten.
Auf der einen Seite wird dieser Tod genauso sinnlos und bedeutungslos bleiben wie er den Jüngern anfangs vorgekommen ist. Wozu – warum dieser sinnlose, bedauerliche Tod Jesu? Darauf gibt es keine Antwort genauso wie der Tod vieler anderer unschuldiger Menschen, die es wahrhaftig nicht verdient haben auf menschenunwürdige Weise irgendwo auf dieser Welt elendiglich zu verrecken. Der Tod Jesu als sinnloser Tod macht Sinn als Aufschrei und Protestschrei gegen jeden sinnlos dahingeopferten Tod von Menschen, ganz gleich welcher Religion, Herkunft oder Zeit. Denken wir an Auschwitz, oder den Hungertod vieler Menschen heute oder brutale Hinrichtungen auch heute noch.
Auf der anderen Seite können wir in Eigenverantwortung unseres gelebten Glaubens dem Tod Jesu auch nach 2000 Jahren Bedeutung und Sinn geben. Den Sinn muss jeder selber für sich geben. Wir können auf Sinndeutungen in unseren Heiligen oder Unheiligen Schriften suchen wie die Christen damals und suchen, was für uns Sinn macht. Wie auch immer wir uns dabei entscheiden, wenn wir uns darauf einlassen, dem Tod Jesu einen Sinn zu geben, wir werden spüren: Der Tod Jesu lässt uns nicht kalt. Er hat dann existentielle Bedeutung für unser Glaubensleben, für unser Leben überhaupt.
Vom Kreuzestod Jesu geht noch heute eine Kraft aus, eine Dynamik (wie Paulus sagt), die rettet, selig macht, tröstet, und aufrichtet im Leben und Sterben.
Ich will nur andeuten, dass wir diese alten Formeln und Deutungen vom Tod Jesu, wenn sie uns zu unverständlich geworden sind, auch hintenan schieben können. Wir können dahinter etwas entdecken, was immer auch für alle Zeiten gilt: Gottes unbedingte Liebe zu uns Menschen, die ein ganzes Leben gilt bis zum Tode und darüber hinaus. Wer kann uns scheiden von der Liebe Gottes…
Momentan sehe ich in der Jesajatradition eine weitere mögliche Sinndeutung, die mir einleuchtet und mir Sinn gibt: Jesus trägt unsere Krankheit und Schmerzen und löst damit, wenn wir uns darauf existentiell einlassen, einen Heilungsprozess in uns aus, der alle Verhärtung und Vereisung unter der Gottesliebe dahinschmelzen lässt. Der Tod Jesu gibt also Sinn als einen Beitrag zur inneren Heilung.
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